mittwoch, 20. oktober 2021
20:00 uhr
lvr-landesmuseum
20:00 uhr
lvr-landesmuseum
SYMPOSIUMSERÖFFNUNG: LISTENING / HEARING
Vorträge
Gernot Böhme, Philosoph (DE)
Hören.
mehr
Gernot Böhme spricht über Klangkunst und Klanginstallationen als Schule des Hörens. Seine Analyse setzt voraus, dass wir im alltäglichen Leben gezwungen sind – aber auch gewohnt sind – wegzuhören; d.h. dass wir, was man im Prinzip hören könnte, in hohem Maße filtern. Was wir faktisch hören, sind Sprache und Geräusche, insofern sie Objekte anzeigen. Dagegen: Klanginstallationen hörend zu folgen, verlangt sich Klängen zu öffnen, die keine Bedeutung haben, Klängen, die einfach einen Raum füllen oder gar einen Raum aufspannen.
Auf der anderen Seite vermittelt die Erfahrung von Klanginstallationen zugleich das Spüren von Gegenwart: ich bin hier. Im durchschnittlichen Alltagsleben wird das an-einem-Ort-Sein primär durch visuelle Informationen bestimmt: man verortet die eigene Position in einem Euklidischen Raum. Dagegen wird das Gefühl hier zu sein durch eine Modifikation des leiblichen Raumes vermittelt. Diese Erfahrung kann gerade in Dunkelheit gemacht werden: Es ist das Gefühl des Gehoben-Seins, oder des Niedergedrückt-Seins, herum gewirbelt zu sein oder zu Boden gestoßen zu werden. Auf diese Weise vermitteln Klanginstallationen Ereignisse von Selbsterfahrung, die in unserem Alltagsleben überspielt werden, einem Leben, das in Ziel-orientiertem Handeln besteht.
Auf der anderen Seite vermittelt die Erfahrung von Klanginstallationen zugleich das Spüren von Gegenwart: ich bin hier. Im durchschnittlichen Alltagsleben wird das an-einem-Ort-Sein primär durch visuelle Informationen bestimmt: man verortet die eigene Position in einem Euklidischen Raum. Dagegen wird das Gefühl hier zu sein durch eine Modifikation des leiblichen Raumes vermittelt. Diese Erfahrung kann gerade in Dunkelheit gemacht werden: Es ist das Gefühl des Gehoben-Seins, oder des Niedergedrückt-Seins, herum gewirbelt zu sein oder zu Boden gestoßen zu werden. Auf diese Weise vermitteln Klanginstallationen Ereignisse von Selbsterfahrung, die in unserem Alltagsleben überspielt werden, einem Leben, das in Ziel-orientiertem Handeln besteht.
Sam Auinger, Klangkünstler (AT/DE)
Hearing Perspective– Denken mit den Ohren
mehr
Einen Großteil meiner Kindheit verbrachte ich auf dem großelterlichen Bauernhof am Stadtrand von Linz. Klänge und Geräusche waren wichtige Informationsquellen zur Bewältigung der Aufgaben des Alltags, und Musik diente dem sozialen Miteinander. Die Lebensbedingungen und der Klang dieses Lebensraumes erzeugten ein natürliches/unausgesprochenes “Denken mit den Ohren”.
Heute verleiten und zwingen uns eine Vielzahl an Maschinen-, Verkehrs- und Medienklängen immer mehr weg-zu-hören. Das Hörbare wird gefiltert, wir leihen dem Raum, in dem wir uns befinden, „kein Ohr“. Bewusste auditive Raum-Wahrnehmung ermöglicht andere Dinge, Zusammenhänge und Vorstellungen in und für unsere Lebenswelten zu entwickeln und macht deren Atmosphären emotional erleb-, bedenk- und erzählbar.
Seit mehr als 30 Jahren geht es in meiner künstlerischen Forschung und Praxis und als Teil von O+A (Bruce Odland , Sam Auinger) darum, die Klangumgebung, in der wir leben zu verstehen, indem wir ihr mit Aufmerksamkeit zuhören, sie erforschen und ihre kulturelle Wellenform als Sprache erkennen. In einer primär visuellen Kultur, in der Entscheidungen meist auf visueller Logik basieren, zeigt sich dabei, dass ein Denken mit den Ohren eine andere Geschichte erzählt.
Heute verleiten und zwingen uns eine Vielzahl an Maschinen-, Verkehrs- und Medienklängen immer mehr weg-zu-hören. Das Hörbare wird gefiltert, wir leihen dem Raum, in dem wir uns befinden, „kein Ohr“. Bewusste auditive Raum-Wahrnehmung ermöglicht andere Dinge, Zusammenhänge und Vorstellungen in und für unsere Lebenswelten zu entwickeln und macht deren Atmosphären emotional erleb-, bedenk- und erzählbar.
Seit mehr als 30 Jahren geht es in meiner künstlerischen Forschung und Praxis und als Teil von O+A (Bruce Odland , Sam Auinger) darum, die Klangumgebung, in der wir leben zu verstehen, indem wir ihr mit Aufmerksamkeit zuhören, sie erforschen und ihre kulturelle Wellenform als Sprache erkennen. In einer primär visuellen Kultur, in der Entscheidungen meist auf visueller Logik basieren, zeigt sich dabei, dass ein Denken mit den Ohren eine andere Geschichte erzählt.
Gespräch mit Sam Auinger, Gernot Böhme, Raoul Mörchen und Carsten Seiffarth
Sound performance
Erwin Stache (DE)
wednesday, 20 october 2021
8:00 pm
lvr-landesmuseum
8:00 pm
lvr-landesmuseum
CONFERENCE OPENING: LISTENING / HEARING
Lectures
Gernot Böhme, philosopher (DE)
Listening.
more
This talk of Böhme’s is about sound art and sound installations as a school of listening. The analysis presupposes that in average life we are forced – and used to hear away, or better: to filter what can be heard to a high degree. What we actually hear is speech and sounds indicating objects. To listen to sound installations is to open one’s mind to sounds which have no meaning and sounds filling a space, or even spreading out a space.
Another experience of sound installations is the feeling of being here. In ordinary life being somewhere is noticed prim ordinarily by visual information: it is like determining ones own position in Euclidian space. The feeling of being here is caused by a modification of the felt body. The experience in particular can be made during darkness: it is a feeling of being lifted or being suppressed, being turned around or pushed to the bottom. This way sound installations provide certain instances of self-experience, which are overrun or suppressed in our average task oriented way of life.
Another experience of sound installations is the feeling of being here. In ordinary life being somewhere is noticed prim ordinarily by visual information: it is like determining ones own position in Euclidian space. The feeling of being here is caused by a modification of the felt body. The experience in particular can be made during darkness: it is a feeling of being lifted or being suppressed, being turned around or pushed to the bottom. This way sound installations provide certain instances of self-experience, which are overrun or suppressed in our average task oriented way of life.
Sam Auinger, sound artist (AT/DE)
Hearing Perspective – Thinking with Ears
more
I spent a large part of my childhood on my grandparents’ farm on the outskirts of Linz. Sounds and noises were important sources of information for coping with the tasks of everyday life and music served the social coexistence. The living conditions and the sound of this living space created a natural/unspoken “thinking with the ears”.
Today, a multitude of machine, traffic and media sounds, which invade us in our everyday life, make and force us to more and more avert our hearing. The audible is filtered, we lend “no ear” to the space in which we find ourselves. Conscious auditory perception of space enables us to develop other things, contexts and ideas in and for our habitats and makes their atmospheres emotionally experienceable, thinkable and narratable.
For more than 30 years, my artistic research and practice as a solo artist and as part of O+A (Bruce Odland, Sam Auinger) has been about understanding the sound environment in which we live by listening attentively, exploring it and recognizing its cultural waveform as language. In a primarily visual culture where decisions are usually based on visual logic, it is evident that thinking with our ears tells a different story.
Today, a multitude of machine, traffic and media sounds, which invade us in our everyday life, make and force us to more and more avert our hearing. The audible is filtered, we lend “no ear” to the space in which we find ourselves. Conscious auditory perception of space enables us to develop other things, contexts and ideas in and for our habitats and makes their atmospheres emotionally experienceable, thinkable and narratable.
For more than 30 years, my artistic research and practice as a solo artist and as part of O+A (Bruce Odland, Sam Auinger) has been about understanding the sound environment in which we live by listening attentively, exploring it and recognizing its cultural waveform as language. In a primarily visual culture where decisions are usually based on visual logic, it is evident that thinking with our ears tells a different story.
Conversation with Sam Auinger, Gernot Böhme, Raoul Mörchen and Carsten Seiffarth
Sound performance
Erwin Stache (DE)