zwei spaziergaenge

ein stadtspaziergang mit werner wingenfeld, dem stadtbaurat von bonn. unser spaziergang folgte den alten schichten und spuren der bastionsanlage und herr wingenfeld erklaerte, wie unter anderem durch das aufschuetten von teilen der altstadt mit dem vorhandenen bauschutt bei kriegsende sich eine neue topografie in der altstadt ergeben hat; und eine stadt, die eigentlich flach wirkt, sich bei genauerer betrachtung in verschiedenen hoehenschichten darstellt… er zeigte auch, wie und wo ehemalige zufluesse und nebengerinsel des rheins heute noch als kleine gassen und strassen in der altstadt zu finden sind…


ein weiterer spaziergang entlang des rheins von plittersdorf bis bonn zentrum. auf diesem 6-7 km langen uferweg finden sich zwei sehr gegensaetzliche auditive situationen von herausragender qualitaet:

zum einen das schier uebermachtige klanginstrument der adenauerbruecke/suedbruecke.. ich habe selten ein architektonisches objekt angetroffen, das so maechtig mit sound umgeht wie diese bruecke: wenn autos, lkws und strassenbahnen darueber fahren hat man auf der bonner seite unter der bruecke unglaubliche klangerlebnisse… die bruecke ist nicht nur ein erlebnis durch klaenge, die durch ihre funktionale nutzung entstehen, sondern bietet auch interessante musikalische moeglichkeiten sich mit stimme und einfachem klatschen zu vergnuegen, mit ihr zu spielen…

das zweite wunderbare auditive erlebnis befindet sich ca. 2 km weiter richtung bonn auf der uferpromenade.
 auf hoehe des bundeshauses steht die maechtige skulptur L’Allumé (1990) von mark di suvero… eigentlich eine rein skulpturale, visuelle angelegenheit, die – bei genauerer betrachtung der situation und einem feinen hinhoeren – hoerbar macht, dass der ca. 50 cm breite ausleger, der in etwa 5 meter hoehe horizontal über den rhein ragt, die hohen frequenzen des spiels der kleinen und grossen wellen wie ein kleiner akustischer spiegel/reflektor von unten nach oben auf die promenade projeziert und darunter stehend man auf einmal diesen silbrigen wasserklang ueber seinem kopf hoert. das phaenomen kommt daher, dass durch die hoehe der ufermauer, je nach wasserstand zw. 1,5 – 3 meter, die hohen frequenzanteile der wasserklanege am ufer ausreflektiert werden, man sozusagen im klangschatten der hohen frequenzen steht, aber diese vom ausleger der skulptur wieder auf die promenade reflektiert werden. das, was diese “klangskulptur” so magisch macht ist ihre subtilitaet und der umstand, dass sie interaktiv mit den wasserklangereignissen am rhein vor ort agiert, sie nie gleich wahrnehmbar ist und sie immer wieder aufs neue entdeckt werden will.