universitaet — eine raumsequenz

dieser hoerweg beginnt an der ecke remigiusstrasse / fuerstenstrasse in der fussgaengerzone und endet am vorplatz der rheinischen friedrich-wilhelms-universitaet vorm hofgarten.

offener klangraum — geht man auf das universitaetsgebaeude zu, dann bewegt man sich ca. 80 meter durch das geschaeftige treiben einer fussgaengerzone mit tischen und verkaufstaenden vor den cafes und geschaeften. die ca. 15 meter breite strasse verstaerkt nur unmerklich die klangereignisse, der raum klingt offen und hell, die stimmen und schritte der menschen sind gut zu hoeren. 1-2 strombrummklaenge von klimaanlagen oder kuehlgeraeten sind bei genauem hinhoeren auszumachen… es gibt keine aussenbeschallung oder sonstige lautsprecherklaenge mit ausnahme der diversen handyklingeltoene. dieser raum ist voll von menschen, deren klaengen und aktivitaeten.

raumschwelle — desto naeher man der universitaet im ehemaligen kurfuerstlichen schloss kommt, desto intensiver dringen die verkehrsklaenge der raumtrennenden einbahnstrasse am hof zwischen universitaet und der fuerstenstrasse im takt der fussgaengerampel ein. eine wahrnehmbare auditive raumschwelle ist dort zu finden, wo man aus dem klangschatten der eckhaeuser der fuerstenstrasse auf den gehsteig der einbahnstrasse tritt.

hier ist man nun im klangraum einer kleinen, in eine richtung verlaufenden, innerstaedtischen verkehrsstrasse, die universitaet und fussgaengerzone trennt.
 die enge der strasse und die fassaden der gebaeude verstaerken hier die motorenklaenge der busse und anderer fahrzeuge. je nach ampelschaltung werden stimmen und schritte vom verkehrsklang ueberdeckt und maskiert.


verstaerkung/daempfung/faerbung — wenn man die strasse ueberquert und die universitaet durch den grossen offenen durchgang, aufgeteilt in 3 gewoelbe, mit saeulen unterteilt, betritt, besticht vom ersten schritt an das raumgefuehl der kleinen halle, dieser quasi gebauten soundbox. hier laesst sich die raumspezifische verstaerkung der im vorbeifahren eindringenden motorenklaenge gut wahrnehmen… ein effekt, der in der fuerstenstrasse der fussgaengerzone wie auch in der einbahnstrasse am hof auftritt, nur weniger klar wahrnehmbar.

durch die dimension, architektur und materialitaet eines offenen oder geschlossenenen raumes tritt hier eine verstaerkung oder daempfung sowie eine klangliche faerbung der darin stattfindenden klangereignisse ein. die wellenlaengen von hohen und tiefen klaengen sind sehr verschieden und verhalten sich dementsprechend. hohe frequenzen werden leicht reflektiert, ihre kurzen wellen verhalten sich fast wie licht (einfallswinkel ist gleich ausfallswinkel) und tiefe klaenge beugen sich um hindernisse: ihre langen wellen suchen sich ihren weg ueberall hin wie wasser. da wir unsere gebauten welten fast auschliesslich am modell von schachteln ausrichten, die auf parallelen waenden und rechten winkeln basieren, sind wir ueberall mit dem fuer diese architektur bestimmenden phaenomenen von resonanz, reflexion, hall und stehender welle konfrontiert.

hall/reflexion — wenn man nun die universitaet ueber den grossen innenhof durchquert, befindet man sich in einem grossen umbauten raum, einer nach oben offenen fast quadratischen halle. die stimmen der studenten aus den hoffenstern, schritte und stimmen auf dem platz und aus dem zum hof hin offenen saeulengang beleben den raum mit hellem, halligen klang. hier hoert man in den reflexionen gut die ueberwiegende materialitaet: stein.
durchquert man den innenhof zum gegenueberliegenden fluegel, betritt man einen sich ueber zwei ebenen offenen innenraum mit sehr eigener architektur und akustik und tritt dann auf den vorplatz zum hofgarten hinaus…

offener/weiter raum/historischer raum — nun ist man von einem moment auf den anderen im hoerraum des kurfuersten… kein fuer unsere zeit typischer urbaner verkehrsklang ist zu vernehmen, mit ausnahme der bonnspezifischen hubschrauber, geschuldet der juengeren geschichte: als klangliche resonanz der ehemaligen bundeshauptstadt und ihrer transformation zur heutigen bundesstadt mit dem sitz diverser oekonomischer wie ministerialer headquarter…
 der raum ist hier offen und weit. die beiden seitenfluegel des schlosses schirmen den ort perfekt vom uebrigen bonner stadtklang ab… kein klangereignis von mensch oder tier ist hier stark genug, um die weitlaeufige architektur zu aktivieren, jedes klangereignis ist leicht ortbar… weit reicht hier aug und ohr…