audioaufnahmen

am sonntag mittag, den 22.8. kommen dany scheffler, mein assistent, und thomas koch, ein ehemailger student des studiengangs soundstudies der udk berlin, aus berlin nach bonn. im gepaeck haben sie spezielle aufnahmetechnik fuer mein vorhaben hoerorte und raumsequenzen in der stadt aufzunehmen.
unsere idee ist die orte sowohl mit einem binauralen sytem (okm´s) wie auch mit einem ambisonic mikrofon (soundfield SPS200) akustisch zu dokumentieren begleitet von foto und videoaufnahmen.

dies soll mir in der postproduktion die moeglichkeit geben die aufnahmen der ausgesuchten orte und raumsequenzen in jedem erdenklichen abspielformat der akustischen repraesentation darzustellen, … vom CD format, zu 5.1 bis zu mehrkanaligen raumsystemen wie 6, 8 oder 16 kanalig.

die aufnahmesession ist fuer 3 tage angesetzt und mein kleines produktionsteam (meine frau katrin, dany, thomas und ich) hat sich viel vorgenommen.

unsere erste station ist die waldau im kottenforst, ein teil des bonner stadtwaldes, zu ippendorf gehoerig und am suedhang des venusberges gelegen… sie bildet den noerdlichen teil des kottenforstes. es handelt sich dabei um einen beliebten bonner ausflugsort mit einem grossen kinderspielplatz, einer gaststaette und dem haus der natur. hier spaziert man heute zum grossteil in einem mischwald der immer wieder von groesseren arealen mit alten und maechtigen hainbuchen und eichen durchzogen ist, die auf den urspruengliche bewuchs des waldes verweisen.
diese areale sind auditiv sehr interessant, da man an diesen orten eine waldatmosphaere erleben kann, die den mythos wald in der romantischen lyrik und literatur naehrte, der in vielen texten, gedichten und liedern beschrieben und besungen wurde.
(friedrich hoelderlin: die eichbaeume; clemens von bretano: o kuehler wald; ludwig tieck: waldeinsamkeit; etc.,…….)
hier wird der wald zur kathedrale, zum symbolischen raum, der mit grossem hall jeden ruf und jeden schrei wiedergibt. das wetter ist wechselhaft und waehrend wir unsere aufnahmen machen ist das leichte donnergrollen von fernen gewittern zu hoeren.

thomas koch beim einrichten des SPS200 im kottenforst

anschließend folgen dann noch aufnahmen auf der poppelsdorfer allee und im innenhof des poppelsdorfer schlosses, der durch seine spezielle architektur, einer kreisform im zentrum des innenhofes, die klangereignisse an diesem punkt stark verstaerkt wiedergibt.

von hier aus geht es dann zur rheinpromende im stadtteil bonn und spaet abends endet unser erster gemeinsamer arbeitstag mit wunderbaren aufnahmen vom spiel der wellen an der uferpromenade in plittersdorf, begleitet vom staendigen gezirpe der grillen, die so die naechtliche stimmung und die jahreszeit hoerbar machen.

montag
es ist jetzt ende august und wochenbeginn und wenn bisher die stadt sich in einer sommerlichen lethargie und urlaubsstimmung befunden hat dann muessen wir bei den folgenden aufnahmen feststellen, dass dem nicht mehr so ist.
die ganze stadt scheint heute voller baustellen zu sein an denen mit grosser aktivitaet, unter einsatz von maschinen und motorverstaerkten werkzeugen, sehr dominat das klangbild des jeweiligen ortes bestimmt wird und wir oefter als einmal in die situation kommen eine arbeitspause abzuwarten oder um eine 5-10 minuetige pause fuer unsere aufnahmen zu bitten.

wir haben dann noch das glueck, dass weder das weinfest noch sonst eine groessere aktivitaet am muensterplatz um 17´45 im gang ist, auch das wetter spielt mit, und wir so das maechtige gelaeut des muensters aufnehmen koennen, das diesen ganzen grossen raum erfuellt und man bei genauen hinhoeren die sich einschwingenden obertoene der glocken, reflektiert durch die den platz umgrenzenden grossen geschaeftsgebauden, gut wahrnehmen kann.

neben baulaerm, allen arten von motorisierten gartenwerkzeugen, wie motorheckenscheren und laubgeblaesen, bringen die wechselden wetterbedingungen, wie starker wind und diverse regenschauer unser aufnahmevorhaben manchmal ins stocken… wir sind professionell ausgeruestet mit windschutz fuer die mikrofone und regenschutz fuer unsere aufnahmegeraete, die wechselden bedingungen erzwingen aber immer wieder pausen und es stellt sich wieder einmal heraus, dass man nicht ueber die vorgefundenen umstaende hinweg planen kann… im grossen und ganzen koennen wir unsere aufnahmeziele in dem gesetzten zeitfenster umsetzen.

bis dienstag 17 uhr haben wir 19 orte oder raumsequenzen aufgenommen und das mehrstuendige klangmaterial, die diversen fotos und videodokumentationen werden mich noch die naechsten tage und wochen beschaeftigen.

literaturempfehlung:
Das Gesicht der Stadt – Geschichte staedtischer Vielfalt
von Spiro Kostof 1991 campus Verlag

dieses buch macht allen am thema stadt interessierten die universelle erfahrung des staedtebaus zugaenglich.
spiro kostof will die spannung zwischen sozio-oekonomischem wandel und staedtischer beharrlichkeit erfassen……er begreift dabei die architektonische form nicht als abstraktum, sondern als traeger kultureller bedeutungen