erste woche bonn hoeren

samstag frueh, 17.4., machte ich mich zusammen mit katrin, meiner frau, von berlin aus mit dem vollgepackten auto auf den weg nach bonn. extrem grosses verkehrsaufkommen – wahrscheinlich durch aschewolke und flugverbot bedingt. nach anstrengender fahrt erreichten wir bonn am spaeten nachmittag und sind auch gleich zur stadtklangkünstlerwohnung in plittersdorf gefahren, einem ortsteil am rhein, der in erster linie zu bad godesberg gehoert.
die kleine wohnung liegt in einer sehr ruhigen ecke inmitten einer einstoeckigen gemeindebau siedlung….luftlinie zum rhein ca.200 meter.
dieses erste wochenende verbrachten wir mit auspacken und dem erkunden unserer unmittelbaren umgebung: zum rheinufer runter, das beständig den zugverkehr herüberschwappen lässt und zur godesburg hinauf…

montag,19.4, waren dann gleich 3 stadtklangkünstler termine.
es begann um 11 uhr mit meiner persoenlichen vorstellung beim kuratorium der beethovenstiftung, meinem auftraggeber ..
um 15 uhr folgte ein stadtspaziergang mit werner wingenfeld, dem stadtplanungsdezernenten von bonn. aufrund unserer ersten begegnung -einige wochen zuvor- freute ich mich schon sehr darauf. carsten seiffarth und katrin begleiteten uns. …am anfang unseres weges fuehrte uns herr wingenfeld zu einem wandmosaik, das sehr gut die drastischen veraenderungen der altstadt durch den wiederaufbau nach dem 2. weltkrieg zeigt…die schwarzen mosaiksteine symbolisieren den oeffentlichen raum vor und die roten denselben nach dem wiederaufbau..die bruecke, die ueber den rhein fuehrt. ist die heutige kennedy bruecke…

unser spaziergang folgte den alten schichten und spuren der bastionsanlage und herr wingenfeld erklärte uns, wie unter anderem durch aufschuetten von teilen der altstadt mit dem vorhandenen bauschutt bei kriegsende, sich eine neue topografie in der altstadt ergeben hat und eine stadt, die eigentlich flach wirkt, sich bei genauerer betrachtung in verschiedenen hoehenschichten darstellt…er zeigte uns auch wie ehemalige zufluesse und nebengerinsel des rhein heute noch als kleine gassen und strassen in der altstadt zu finden sind…

am abend folgte dann noch ein kleiner empfang bei der vorsitzenden der beethovenstiftung frau dr. wulf-mathies… fuer mich war das eine sehr gute gelegenheit einige der kuratoriumsmitglieder naeher kennenzulernen und auch so ganz nebenbei einige geschichten ueber bonn zu erfahren… da wir etwas zu früh angelangt waren, spazierten wir noch in der gegend herum und entdeckten eine „mineralwasserschenke“. das ganze betreut von einem sehr freundlichen älteren herrn, der uns das kräftige wasser gleich zum verkosten anbot.

dienstag, 20. 4. stand ganz im zeichen die arbeitswohnung funktionstuechtig zu machen, noch noetige besorgungen zu erledigen und das kleine studio vor ort einzurichten.

mittwoch 21.4. hatten wir uns vorgenommen von der wohnung aus entlang des rheins bis bonn zentrum zu spazieren. auf diesem 6-7 km langen uferweg konnten wir 2 sehr gegensaetzliche auditive situationen von herausragender qualitaet vorfinden…einerseits das schier uebermachtige klanginstrument der adenauerbruecke/suedbruecke..ich habe selten ein architektonisches objekt angetroffen, das so maechtig mit sound umgeht wie diese bruecke: wenn autos, lkws und strassenbahnen darueber fahren hat man auf der bonner seite unter der bruecke unglaubliche klangerlebnisse… sie ist nicht nur ein erlebnis durch klaenge, die durch ihre funktionale nutzung entstehen, sondern bietet auch interessante musikalische moeglichkeiten sich mit stimme und einfachem klatschen zu vergnuegen, mit ihr zu spielen….dieses “klangobjekt” steht fuer mich ganz oben auf der liste, sollte ich eine performance zum thema architektur und klang machen wollen..
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das zweite wunderbare auditive erlebnis dieses tages befindet sich ca. 2 km weiter richtung bonn auf der uferpromenade.
auf hoehe des bundeshauses steht eine wunderbare skulptur von mark di suvero..eigentlich eine rein skulpturale, visuelle angelegenheit, die – bei genauerer betrachtung der situation und einem feinen hinhoeren – hoerbar macht, dass der ca 40 cm breite ausleger, der in etwa dreieinhalb meter hoehe horizontal auf den rhein hinausragt, die hohen frequenzen des spiels der kleinen und grossen wellen wie ein kleiner spiegel von unten nach oben auf die promenade projeziert und man auf einmal von diesem silbrigen wasserklang getroffen wird.

donnerstag 22.4. war ich mittags zu einem interview bei der radiowerkstatt bonn geladen..
dieser termin war erfreulich, auch der guten vorbereitung des tonmeisters said suma und des redakteurs berd rössle geschuldet.
am nachmittag machte ich mich auf den weg nach koeln, um mich vor ort auf meinen vortrag und workshop am nächsten tag in der klasse von anthony moor und martin rumori an der khm koeln einzustimmen…

freitag 23.4. vormittags sprach ich im grundseminar der khm koeln ueber unser (nicht-)hoeren im urbanen raum, die beziehung von architektur und klang und ueber meine und bruce odlands (o+a) kuenstlerische arbeiten im oeffentlichen raum,…am nachmittag machten wir dann gemeinsam einen hoerspaziergang …in der nachbesprechen war es schoen fuer mich zu erleben, wie neu, intensiver und anders die studenten die stadt durch genaues und aufmerksames hinhoeren erlebt haben…..
am fruehen abend dann zum zug richtung berlin …