Bonn Abschiedsblog

Carsten Seiffarth bat mich, noch einen Abschiedsblogeintrag zu verfassen. Eigentlich habe ich noch nicht so hundertprozentig Abschied von Bonn genommen. Meine Klanginstallation wird mindestens ein Jahr am und im Rhein bleiben, somit bin ich indirekt ja auch dort. Und ich werde wiederkommen, um zu hören, wie die Arbeit sich bewährt. Ob sie technisch durchhält, ob die Klänge mit der Klanglandschaft des Rheins auch weiterhin zusammengehen oder ob es da plötzlich akustische Veränderungen, Verschiebungen gibt. Und um zu sehen, wie die Arbeit wirkt, wenn der Ausblick plötzlich kahl winterlich und grau ist, wenn es Stürme oder Schnee gibt, wenn der Frühling kommt und die Tage länger werden.

Wenn man als Installationskünstler viel reist, gibt es definitive Abschiede selten. Alles ist eher im Fluß, man trifft sich wieder, vielleicht schon im nächsten Jahr. Das Verändern der Aufenthaltsorte wird nicht zur Gewohnheit, aber es ist auch nicht fremd. Jeder Abschied ist zugleich immer ein Neuanfang.

Natürlich gehören zu einem letzten Blog die Danksagungen. Dank zuerst einmal an den Kurator Carsten Seiffarth, der nie etwas aus den Augen oder Ohren verlor und der die Strecke Berlin-Bonn inzwischen bestimmt zum Gegenstand eines Romans machen könnte. Dank an die Beethovenstiftung und besonders an Dr. Gabi Berg, die sich immer um alle Dinge so verläßlich gekümmert hat. Dank an Frau Dr. Wulf-Mathies, die wortgewandt und bestens informiert meine beiden Ausstellungen in Bonn eröffnete. Dank an alle, die die Genehmigungen für die Örtlichkeiten St. Remigius und am Rhein gegeben haben, besonders Schwester Paulina. Dank an die Bonner Personenschiffahrt und an die Autobahnmeisterei Bonn.

Danke an die Redner und Teilnehmer auf den Podien des stadtklangforums im Kunstverein. Dank an die Moderatoren und besonders an Raoul Mörchen, der sich sogar extra das Siebengebirgsmuseum angesehen hat. Dank an Vera Firmbach und Beate Schüler, die als Team immer gute Laune verbreitet haben. Dank an Michael Denhoff, der uns die Kirche Kreuzung St. Helena als Ort für den sonotopia-Workshop vermittelt hat. Dank an Willem-Jan Beeren, der nicht nur an dem Workshop teilgenommen, sondern ihn auch maßgeblich mit organisiert hat. Es sollte mehr junge Professoren geben. Dank an meine netten Nachbarn in der Kanalstraße. Dank an die Freunde in Köln, die mich eingeladen haben, wenn mir in Bonn mal das Dach auf den Kopf fiel und die dann über meine Begeisterung für Bonn diskret den Kopf geschüttelt haben. Dank an Uwe Rüth für die Gespräche über Landschaft und Stille. Und Dank an alle, mit denen ich so unerwartete Gespräche in Bonn führen konnte.

Besonderen Dank an meinen Mann, der Haus und Katzen in Hoppegarten gehütet und mich in jeder Hinsicht unterstützt hat.

Und einen ebenso besonderen Dank an das Mitarbeiterteam, Eckehard Güther und Markus Oppenländer!!!

Und wo ist nun das Resumee? Die Endgültigkeit einer Aussage fällt mir schwer. Ich konnte neue Erfahrungen und Entdeckungen machen, die ich bestimmt an anderen Orten, in anderen Landschaften und Gewässern fortführen werde. Ich habe viel über Landschaft gelesen und viele Stunden am Rhein gesessen und gehört. Ich habe schöne Wanderungen gemacht und die Welt der Rheinschifffahrt entdeckt.

Ein Resumee sollte erwartungsgemäß klare Aussagen machen zu vermeintlichen Ereignissen und Höhepunkten, zu dem, was sich nun alles durch “bonn hoeren” im Leben verändert hat. Ehrlich gesagt, es ist noch zu früh dafür. Vieles war bestimmt sehr wichtig und es wird mir irgendwann nach Monaten oder vielleicht nach Jahren plötzlich wie Schuppen von den Augen fallen: das alles hat mal in Bonn begonnen. Dann schreibe ich meinen nächsten Blog.

Also Tschüs Bonn. Keep in contact, Bonn, hope to see you soon again.


Wahrsagerin ist aus dem Siebengebirgsmuseum in Königswinter