do 25.03.2010

sam auinger erobert bonn

ich habe vor 2 monaten begonnen mich mit bonn auseinanderzusetzen und konnte im letzten monat die stadt 2 mal fuer insgesamt 5 tage besuchen.
was auffaellt: die stadt scheint sich bei naeherer betrachtung fuer die menschen vor ort in immer kleinteiligere stadtsegmente aufzuteilen…
man faehrt nach bonn… vor ort ist man dann schnell mit der zweiteilung neu oder alt bonn konfrontiert… auf nachfragen wird aus der 2 teilung eine 3 teilung in bonn, bad godesberg und beuel… diese 3 staedte in der stadt unterteilen sich wieder in all ihre eingemeindeten orte etc.
wir haben es hier mit einer der aeltesten staedte deutschlands zu tun, deren gruendung vorgeschichtliche siedlungen vorausgehen und eine spezielle geografische und topologische gegebenheit vorliegt… in diesem fall das von hochwasser geschuetzte gebiet zwischen rhein im osten und gumme im westen…
nach einer sehr bewegten fast 2000 jaehrigen geschichte beginnt sich die stadt im 20 jh. dramatisch zu veraendern… es beginnt mit einer grossen eingemeindung der vororte endenich, poppelsdorf, kessenich und dottendorf die auf einen schlag die stadtflaeche verdoppeln.
diese stadtvergroesserung erlebt einen neuen hoehepunkt infolge der neuen bundeshauptstadt; den zusammenschluss von 3 staedten und 8 gemeinden – die staedte bad godesberg, beuel und bonn und die gemeinden duisdorf, holzar, ippendorf, lengsdorf, lessenich, oberkassel, röttgen und hoholz – zur neuen stadt bonn.

im zuge der stadtplanung fuer die bundeshauptstadt und heutigen bundesstadt wurden die meisten bundesorgane, bundesbehoerden und botschaften auf bonner seite von bad godesberg bis bonn, entlang des rheins und vielfach in ufernaehe verortet, dass zur folge hatte, dass das rheinufer auf bonner seite mit ausnahme beim alten zollgebaeude keine groesseren frei zugaenglichen plaetze/aufenthalts- oder erholungsflaechen fuer die bevoelkerung hat.. das rheinufer ist hier auf eine schmale lauf- und promenierstrecke reduziert. groessere gemeinschaftsflaechen finden sich erst wieder in den rheinauen auf der hoehe von bad godesberg.
dies duerfte ein grund dafuer sein, warum das heutige bonn sich schwer tut mit dem rhein…

die neuere geschichte der stadt wirkt durch ihre bauten und planerischen eingriffe auf alle staedtischen aktivitaeten und ist praegend fuer den stadtklang im sinne des »big picture«. die b9 zum beispiel wurde so zu einer zentralen verbindungs- und verkehrsachse des neuen bonn, die in ihren verschiedenen abschnitten / umgebungen die stadt wesentlich dynamisch strukturiert…
mich interessiert neben dem grossen bild, das zuallererst nur als grobes ordnungsprinzip zum verstehen und begreifen fuer mich selbst wichtig ist, am meisten, wie sich das bonner leben in all seinen facetten organisiert, darstellt und wie es sich anhoert… und die frage: was ist einfach nur der typische klang einer euro-stadt und wo, wann und wie beginnt man bonn zu hoeren…
gibt es fuer die bonner bewusste klangidentitaeten… wird bonn gehoert?

bei meinen ersten erkundigungen war ich ziemlich fasziniert, wie, einerseits durch die grossraeumige abstinenz von staedtischen motorisierten verkehr, in der grossen fussgaengerzone zwischen bahnhof und rhein, und andererseits durch die architektur und materialitaet der altstadt, diese vom laeuten der stadtmuensterglocken zum sprechen gebracht wird…
mich interessiert: wie aeussert sich, spricht diese stadt in ihren oeffentlichen raeumen, dort wo die menschen sind oder aus funktionalen gruenden sein muessen… kann man hoeren, wann der »bund« ins wochenende geht? wie weit und an welchen orten wird die tages-, wochen- und jahreszeit hoerbar? wie ist es mit den sozialen beziehungen, hat das migrationsproblem einen klang?
es sind fragen nach der originalitaet und qualitaet von bonner orten in ihren auditiven erscheinungen…
das alles kann ich nur vor ort herausfinden in vorfreude auf viel ueberraschendes…