bonn-new york-san jose

habe mich am 12. september nach new york aufgemacht.
am 13. begannen dort die proben fuer eine “requiem for fossil fuels” auffuehrung beim ZERO 1 festival in san jose, californien. (www.o-a.info/rfff/).

gerade aus bonn kommend, wo am vorabend die ausstellung sonotopia eroeffnet wurde – eine ausstellung die sich sehr intensiv mit unserer auditiven wahrnehmung von staedtischem lebensraum auseinandersetzt – war ich sehr offen fuer den unglaublichen wechsel und unterschied zwischen der mittelgrossen stadt bonn, der megacity new york und der millionenstadt san jose (10. groesste stadt der usa).

wenn man nach 9 stunden flug in NY ankommt und waehrend der ganzen flugzeit einem lautheitspegel von ca. 85 db ausgesetzt ist, dann braucht man stunden, um sich von dem droehnen im kopf zu erholen.
NY ist fraglos eine laute stadt und es verwundert mich immer wieder, wie sehr sich der mensch scheinbar an diese pegeln anpassen kann.

nach wochenlangem bonn erforschen, der stadt an ihren orten zuhoeren, ihre klanglichen zusammenhaenge aufspueren… immer wieder ueberrascht werden von feinen eigenheiten und den vielen nicht wahrgenommenen qualitaeten, fuehlte sich NY super laut und hektisch an… es ist dort nicht verwunderlich, dass sich die menschen in ihrem hoeren in die auditive welt ihrer kopfhoerer zurueckziehen…

spricht man new yorker darauf an, so wuenscht sich fast jeder, dass es weniger laut zugehen wuerde… gleichzeitig gibt diese droehnende soundscape energie und ist ein symbol fuer aktivitaet, kraft und macht… solange es droehnt und brummt ist die welt in ordnung… hier ist das zentrum… hier werden die dinge entschieden, die alle betreffen. ..wie heisst es so schoen.. “if you can make it there… you can make it everywhere”.. bei genauerer beobachtung und hinhoeren sieht die sache etwas anders aus… der lautheitspegel naehrt sich aus schier besinnungslosem voranschreiten… ein mehr und vorwaerts um jeden preis… die dinge sind im schlechten zustand, nicht nur das permanente quietschen der bus- und truckbremsen… man hat keine zeit (geld) zum genauen tunen… alles wird mit ungeheurem energieaufwand verfuegbar gemacht und unseren vorstellungen von brauchbar und angenehm angepasst… ohne ruecksicht auf verluste…
als ich vor 30 jahren das erste mal in NY war, war ich fasziniert von der power und der uebermaechtigkeit dieser stadt… von ihren gebauten gebirgen, den strassenschluchten, dem 24 stuendigen “keep going”… die energie war ansteckend…im 21. jhd. wird sie fuer mich immer mehr zu einem symbol einer welt, die nicht wirklich zukunft hat… und das kann man hoeren…

nach 4 tagen proben in NY machten wir uns auf nach san jose, das zentrum von silicon valley …
der wechsel von der ostkueste zur westkueste ist im ersten moment sehr dramatisch… anderes licht, andere luft, palmen, kalifornien…
hat man in NY das gefuehl, dass es trotz allem eine menschen-stadt ist – im sinne: ein reges leben auf der strasse, im oeffentlichen raum, man bewegt sich von ort zu ort meist aus der kombination von underground und zu fuss – dann ist man in san jose im auto- und flugzeugland…
das wirklich klanglich dominierende hier ist der flugverkehr, im minutentakt landen und starten die jets mitten in der stadt…das paradoxon ist, dass der flughafen selbst fuer den kommenden oder abreisenden gast einer der angenehmsten ist.

meine kleine reise in diese 3 staedte in kurzer zeit verstaerkt mehr und mehr mein gefuehl, dass, wenn es heute ein problem mit der auditiven situation unserer urbanen lebenswelten gibt, dann nicht wegen des “laerms”, sondern dass wir so unglaublich gut im nicht (hin-)hoeren sind, und damit die chance vergeben, im (hin)hoeren eine bedeutungsvolle verbindung zu unserer lebenswelt neu zu etablieren, die es uns vielleicht moeglich macht, dinge und gewohnheiten zu korrigieren, die aus purer visueller logik entstanden und die uns in eine umweltsituation brachten, wie wir sie heute erleben und erfahren.

literaturempfehlung:
One Man´s Search For Natural Silence In A Noisy World – One Square Inch Of Silence
by Gordon Hempton
Publisher: Free Press NY NY (2008)

ein reisebericht des Emmy Award-winning sound recordist Gordon Hempton von dem John Cage sagte: “instead of using instruments, he open the eras to the sounds of the enviroment. I think it´s benefical for people to be made aware of this type of sound.”