halbzeit – grundklang bonn

eine meiner aufgaben als bonner stadtklang kuenstler ist es, eine klanginstallation fuer den oeffentlichen raum zu entwickeln, die zum abschluss meines halbjaehrigen bonner aufenthalts eroeffnet wird und fuer 6 monate vor ort zu erleben ist.
nach langen gespraechen und diversen begehungen mit carsten seiffarth, hat sich die zweiteilige arbeit grundklang bonn fuer den staedtisch umstrittenen ort “bonner loch” entwickelt.
am 19. juli, zur halbzeit meines bonner aufenthalts gab es eine ortsbegehung fuer diese arbeit, mit vertretern der stadt, der beethovenstiftung bonn und dem kurator von bonn hoeren carsten seiffarth..
der ortstermin lief gut… wir bekommen die noetige unterstuetzung, die noetigen genehmigungen… und das interesse an der arbeit ist gross.

die klanginstallation grundklang bonn wird aus aus 2 teilen bestehen:

a) ein resonzrohr wird an der aussenfassade des “continental” gebaeudes angebracht, um damit den verkehrsklang der strasse “am bahnhof” aufzunehmen, zu transformieren und diesen dann ueber einen cube-lautsprecher auf der 2. ebene des bonner lochs – im gleichen hoerraum – abzugeben.
dieser klang ist verschraenkt mit den verkehrsaktivitaeten vor ort… alles passiert in echtzeit…

b) das fliessen des rheins wird mit hilfe einer wasserharfe (gestimmt zum resonanzrohr) aufgenommen und diese klaenge werden dann auf der untersten ebene des bonner lochs abgespielt.
durch den rhythmus des flusses mit seinen natuerlichen unregelmaessigkeiten entsteht ein sehr meditativer und poetischer klang.
dieser teil der arbeit erinnert daran, dass sich an diesem ort einst ein zufluss des rheins befand und verdeutlicht die allgemeine verknuepfung der stadt und ihrer menschen
mit dem rhein. rheinland… rheinlaender…

wie die cube lautsprecher genau plaziert und gestaltet werden etc., das sind fragen der konkreten umsetzung. diese werden in den naechsten wochen weiterentwickelt und entschieden.

carsten seiffarth trifft mit seinem kurztext fuer den ankuendigungsfolder des beethovenfestes das vorhaben sehr gut:
“grundklang bonn” verwandelt das sogenannte Bonner Loch in einen Resonanzraum natürlicher und vom Menschen erzeugter Klänge der Stadt.”

am 20. juli kam bruce odland, seit mehr als 23 jahren (o+a) mein freund und kuenstlerischer partner, fuer eine woche nach bonn um mit mir zu arbeiten, eine wasserharfe zu bauen und mit diesem interface das fliessen des rheins hoerbar zu machen…
wir konnten wunderbares grundmaterial fuer den zweiten teil der installation aufnehmen. in diesen aufnahmen wird eine andere zeitstruktur spuerbar… river/ nature time…

kurz zur verwendeten wasserharfe:
ein leicht gebogener ca. 1m 30 langer holzstock ( am rheinufer gefunden) an dem 2 harpsichord saiten so angebracht sind, dass sie gut frei schwingen und auf eine oktave stimmbar sind …
zur tonabnahme sind 2 unterwasser-kontaktmikrofine mit gummistreifen fest am holzstock angebracht…

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am 10. oktober um 15 uhr wird die installation grundklang bonn eroeffnet und dann fuer 6 monate vor ort erlebbar sein.

literaturempfehlung:

Ort und Landschaft von Detlev Ipsen

In modernen Städten steht die Funktionalität und die Mobilität von Menschen, Gütern und Informationen nach wie vor im Mittelpunkt. Doch gewinnt in den letzten Jahren die Eigenart von Orten und Landschaften an Bedeutung. In der Konkurrenz um Kapital und qualifizierte Arbeit bestimmen sie die Standorte mehr und mehr. Fragen der Raumwahrnehmung und der Symbole im Raum, die Rolle der Kultur und der Charakter der Landschaft bilden die Grundlage für die Wiederentdeckung der Eigenart von Ort und Landschaft. Funktionsräume und Fließräume sind ebenso wie Ort und Landschaft integrale Voraussetzung der Lebenswelt. Die Aufgabe der Planung und der ihr vorgelagerten Politik ist zusammenzubringen, was Widerspruch erzeugt.
Es geht darum, Energieproduktion und Ortsbildung, Gewerbe und Parkgestaltung, Landwirtschaft und Erholungslandschaft zusammen zu denken. Es geht um die Entdeckung und Gestaltung von Ort und Landschaft „überall“. Es geht darum, das Paradigma der Zonierung hinter sich zu lassen und an simultanen Räumen zu arbeiten. Den Widerspruch zwischen Ortsraum und Fließraum gilt es als eine ästhetische Herausforderung zu begreifen. Simultane Planung erzeugt Konflikte, geht gegen eingefahrene Erfahrungen an. Simultane Planung ist kommunikative Planung, sie benötigt die aktive Teilnahme der Bürgerschaft.
Detlev Ipsen ist Professor für Stadt- und Regionalsoziologie an der Universität Kassel.