stadtklang

warum stadtklang (= auditiver lebensraum) heute neu ins zentrum unserer aufmerksamkeit rueckt, ist vielleicht einerseits darin begruendet, dass im hoersinn auch der raumsinn liegt. dass das auditive wahrnehmen einer lebensumgebung unsere emotionale bindung an diese wesentlich mitbestimmt und wir diese atmosphaerische notwendigkeit vom real auditiven immer mehr in den real subjektiv gestalteten medialen raum (handy,i-pod,..) verschieben. und andererseits, dass die auditive qualitaet eines urbanen raums auch immer eine konsequenz des designs im architektonischen wie im staedteplanerischen ist… zufaellig oder gewollt.

jede stadt erzaehlt ihre auditive geschichte, so wie jeder raum spricht und ein klangereignis faerbt. topografie, architektur, oekonomische und soziale struktur und dynamik, all das laesst sich hoeren.

wenn ich auf die strasse gehe, die stadt durchwandere und ihr zuhoere, dann hoere ich unsere kultur. sie ist laut, ruhelos, von verbrennungsmotoren- , strom- und medienklaengen dominiert, und sie ist verknuepft und vermischt in einem netz von infrastruktursystemen.

mich interessiert die frage, was unsere urbanen raeume, und die art und weise wie wir darin unsere sozialen und oekonomischen interaktionen organisieren, meinen sinnen zu bieten haben… dabei gilt mein besonderes interesse dem hoerbaren…

seit der renaissance haben wir eine visuelle perspektive entwickelt, eine sprache dafuer, wie wir mit bildern und unseren visuellen eindruecken umgehen und sie kommunizieren. wir haben nichts vergleichbares fuer die welt des auditiven. es fehlt uns die sprache um z.b. die komplexe akustische wellenform einer staedtischen umgebung zu beschreiben und auch dafuer, was deren klaenge mit uns machen, wie wir durch sie einen raum, einen ort, eine situation empfinden… mit der »hearing perspective« versuchen wir eine sprache fuer die hoerende welt zu entwickeln…

architektur definiert die soundbox fuer uns und unsere klangereignisse… jeder gebaute raum faerbt durch form und materialitaet ein klangereignis, im reflektieren und resonieren, in seiner halligkeit oder daempfung… jeder klang ist in seinem auditiven erleben mit den architektonischen eigenschaften seines ereignisraums verwoben. staedteplanung definiert die moeglichkeiten einer dynamischen klangausbreitung und -mischung aller in ihr moeglichen klangereignisse… ihr schwerpunkt liegt im atmosphaerischen, im moeglichen mix der vielen stimmen und in den rhythmischen strukturen von groesseren urbanen raeumen.

es erleichtert, sich dem thema stadtklang zu naehern, wenn wir den begriff klang von seiner traditionellen musikalischen und technischen definition befreien und ihn in diesem zusammenhang um das wahrnehmbar hoerbare erweitern. denn eine genaue unterscheidung zwischen klang und geraeusch verkompliziert das thema nur unnoetig – und deren unterscheidungsgrenzen verschieben sich je nach betrachtungsweise.

um stadtklang kommunizierbar zu machen hilft es, sich z.b. begriffe wie klanglandschaft und die grundsaetzlichkeit der wechselwirkung von klang, raum und architektur bewusst zumachen.